Medikamente bei Kindern: Warum du dabei auch an die Zähne denken solltest

Wenn dein Kind krank ist, lassen sich Medikamente manchmal nicht vermeiden.
Sie können dabei unterstützen, Fieber zu senken, Schmerzen zu lindern oder bakterielle Infektionen zu behandeln.
Gerade bei Kindern gilt dabei aber ein wichtiger Grundsatz:
So viel wie nötig, so wenig wie möglich.
Denn Medikamente wirken nicht nur dort, wo sie gebraucht werden. Sie beeinflussen auch andere Prozesse im Körper, oft ohne dass man es sofort merkt. Besonders bei Kindern, deren Immunsystem, Stoffwechsel und Mikrobiom sich noch entwickeln, ist das wichtig zu beachten.
Ein oft übersehener Bereich: die Mundgesundheit
Ein Aspekt, der dabei häufig nicht mitgedacht wird, ist die Mundgesundheit. Was viele Eltern nicht wissen: Bestimmte Medikamente können die Zähne angreifen und das Risiko für Karies erhöhen.

Das betrifft nicht nur verschreibungspflichtige Arzneimittel, sondern auch frei verkäufliche Präparate wie Hustensäfte, Fiebersirup oder Allergietropfen. Kritisch wird es vor allem, wenn Medikamente mehrfach am Tag oder über längere Zeiträume eingenommen werden.
Wie Medikamente das Kariesrisiko erhöhen können
Doch wie genau wirken Medikamente auf die Zähne? Zwei Hauptmechanismen spielen dabei eine Rolle:
Zucker in flüssigen Medikamenten
Viele Sirupe und Säfte enthalten Zuckerarten wie Saccharose, Glukose oder Fruktose, damit sie für Kinder besser schmecken.
Saccharose ist dabei besonders problematisch.
Sie wird von Kariesbakterien sehr effizient in zahnschädigende Säuren umgewandelt. Der Zucker bleibt oft an den Zähnen haften und dient den Bakterien als Nahrung. Je häufiger und je länger ein solcher Saft also gegeben wird, desto höher ist das Kariesrisiko.
Verminderte Speichelproduktion
Mehr als 400 Arzneistoffe sind bekannt dafür, dass sie den Speichelfluss reduzieren.

Doch Speichel erfüllt im Mund wichtige Funktionen: Er spült Speisereste weg, neutralisiert schädliche Säuren und versorgt die Zähne mit Mineralien.
Wenn zu wenig Speichel produziert wird, trocknet die Mundschleimhaut aus und das Risiko für Karies steigt deutlich.
Dieser Effekt wird noch verstärkt, wenn Kinder zusätzlich wenig trinken, Fieber haben oder häufig mit offenem Mund atmen, etwa bei Schnupfen oder vergrößerten Rachenmandeln.
Welche Medikamente sind betroffen?
Hier findest du eine Übersicht über Medikamente, die Einfluss auf die Zahngesundheit haben können:
Zuckerhaltige Medikamente
Oft enthalten diese Präparate versteckten Zucker:
- Fiebersäfte und Schmerzmittel wie Paracetamol- oder Ibuprofen-Sirup
- Hustensäfte
- Antibiotika in Sirupform, zum Beispiel Amoxicillin oder Penicillin
Wirkstoffe, die den Speichelfluss hemmen
Dazu zählen unter anderem (direkt/indirekt; Liste nicht vollständig):
- Antihistaminika, etwa bei Allergien
- Kortisonhaltige Inhalate bei Asthma
- Antidepressiva
- Antiepileptika wie Valproat oder Carbamazepin
- Neuroleptika
- Blutdrucksenkende Mittel (bei Kindern selten)
- Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine
- Medikamente zur HIV-Behandlung
- Zytokin-modulierende Therapien (z. B. TNF-α-, IL- oder JAK-Inhibitoren) bei Autoimmunerkrankungen
- Zytostatika in der Krebstherapie
- Triptane bei Migräne
- Retinoide bei Akne
- Muskelentspannende Präparate
- Parkinsonmedikamente
- Opioide
- Antiemetika
- Decongestiva

Wichtig: Bitte setze Medikamente niemals eigenmächtig ab und ersetze sie nicht ohne Rücksprache. Bei Unsicherheiten wende dich immer an deine Kinderärztin oder deinen Kinderarzt.
Was du als Elternteil konkret tun kannst
Die gute Nachricht ist: Du kannst einiges dafür tun, dass die Zähne deines Kindes trotz Medikamentengabe gesund bleiben.
Tipps zur Medikamentengabe
- Wenn möglich, auf zuckerfreie Alternativen umsteigen, zum Beispiel Tabletten oder Tropfen.
- Aber Achtung: Auch wenn diese meist zahnfreundlicher sind, enthalten sie mitunter Zuckeraustauschstoffe oder künstliche Süßstoffe wie Sorbit, Mannit oder Aspartam. Bei häufiger Anwendung können diese ebenso das orale Mikrobiom stören und in höheren Dosen auch den kindlichen Darm belasten, etwa durch osmotisch bedingte Blähungen oder Durchfall.
- Deshalb gilt auch bei „zuckerfrei“: Bewusst auswählen, sparsam einsetzen und bei längerer Einnahme Rücksprache mit der Kinderärztin oder dem Apotheker halten.
- Einen Strohhalm verwenden, damit weniger Zucker an die Zähne gelangt
- Eine Medikamentenspritze nutzen, um die Flüssigkeit gezielt weiter hinten im Mund zu platzieren
- Nach der Inhalation mit Kortison den Mund gründlich mit Wasser ausspülen

Tipps für die Zahngesundheit
- Nach der Einnahme den Mund mit Wasser ausspülen. Bei kleineren Kindern geht das auch mit einem feuchten Tuch oder der Trinkflasche
- Wenn möglich, nach der Medikamentengabe die Zähne putzen, besonders abends
- Die Einnahmezeiten möglichst mit den Hauptmahlzeiten verbinden, um die Zuckerbelastung zu begrenzen
- Den Speichelfluss anregen:
- Bei kleinen Kindern durch Beißringe oder Wassertrinken
- Bei älteren Kindern durch Xylit-Kaugummi (ab etwa 6 Jahren, unter Aufsicht und in altersentsprechender Dosierung und Häufigkeit)
- Regelmäßige Zahnarztkontrollen, vor allem bei dauerhafter Medikation
Fazit: Medikamente bewusst einsetzen - Zahngesundheit mitdenken
Gerade bei wiederholter oder längerfristiger Einnahme von Medikamenten lohnt sich ein genauer Blick, nicht nur auf Dosierung und Wirkstoff, sondern auch auf mögliche Auswirkungen auf andere Körperbereiche.
Mit einfachen und gut umsetzbaren Maßnahmen kannst du als Elternteil einen wichtigen Beitrag leisten, damit dein Kind trotz Medikamenteneinnahme seine Zahngesundheit bewahrt.
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Hinweis: Die Inhalte dieses Textes dienen ausschließlich der allgemeinen Gesundheitsbildung. Sie ersetzen keine medizinische oder zahnärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wenn du Fragen zur Medikation oder zur Mundgesundheit deines Kindes hast, wende dich bitte an eine Kinderärztin, einen Kinderarzt oder eine Zahnärztin bzw. einen Zahnarzt deines Vertrauens.
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